X57. Jochen Damian Fischer – RAUM OHNE FENSTER

3. April – 31. Juli 2021


Was ist ein Raum?

Ist Raum wie ein Behälter zu begreifen, der entleert oder gefüllt werden kann? Oder leitet sich der Raum aus der Anordnung von Elementen ab? Ist Raum eine Hülle, die uns umgibt oder ist er das Dazwischen, das uns vom anderen trennt?
In der Ausstellung Raum ohne Fenster handelte der Bildhauer Jochen Damian Fischer in der Raumhülle der Galerie neue Erfahrungswerte für unser Raumempfinden aus. In zwei Sektionen führt er uns durch seine Arbeit, die nur für diesen Ort existierte.

Die vom Künstler eingebauten Elemente sowie feinsinnig platzierten Arbeiten verändern die Struktur und Rhythmus des Raums und geben dem Betrachtenden Raum zur Reflektion. Die sinnlichen Eindrücke des Hinabsteigens in die Kanalisation, die Abgeschiedenheit und Enge, stehen zu Beginn des künstlerischen Schaffens von Jochen Damian Fischer. Der Blick in einen Diabetrachter zeigt uns die Ansicht der In Situ Arbeit Höhle aus dem Jahr 2010. Atmosphärisch zieht uns die Perspektive des Kanalrohrs, an dessen Wände drei schwarze Quadrate zerlaufen, in die Welt des Bildhauers.
In der Miniaturansicht des kleinen Lichtbildbetrachters bündeln sich die Materialität und Form, die sich in der gesamten Rauminstallation entfalten. Konsequent arbeitet der Künstler mit den starren Materialien des urbanen Umfelds: Beton, Eisen, Stahl. Die schwarze Farbe durchdringt in ihrer spezifischen Viskosität den Raum als biographisches Fluidum, sei es als Grundierung in Re-Carré oder als Raumfarbe der Installationswand mit Stufen. Die Arbeit Absorb liegt wie ein Ding aus einer anderen Welt vor unseren Füßen. Die raue Oberfläche des Betons erkennen wir noch als etwas Vertrautes, als die Außenseite eines umgestürzten Pfeilers, doch das tiefschwarze Innere des Objekts verwischt die gerade gewonnene Erkenntnis.

Modellraum
Die schwarze Wand mit runder Aussparung trennt den Galerieraum in zwei Teile. Über einen dreistufigen Tritt aus Metallgitter gelangen wir in gebückter Haltung in den zweiten Raum. Körperlich und sinnlich erfahren wir eine verändertes Raumgefüge. Was ist die Hülle und was ist das Dazwischen? Durch die Projektion, die uns aus der Arbeit Subterran herausblicken lässt, erschafft der Künstler die intime Atmosphäre der Abgeschiedenheit. Bronzemodelle von realisierten und noch nicht umgesetzten Arbeiten verhandeln das Dazwischen und knüpfen subtile Verbindungen zwischen Mensch und Modellraum.

Doch nehmen die Modelle nicht nur die Gestaltung des Raumes vorweg. In bedachten Fertigungsschritten schafft der Bildhauer eine einzigartige Materialität der Bronzen, die den Bezug zu urbanen Texturen herstellt und weit über die Aufgabe eines Modells hinausgreift. Als eigenständige Arbeiten zeigen die Bronzen die Architektur des Bildhauers, indem sie auf die konsequent gedachte Gestaltung verweisen und die planvollen Strukturen der künstlerischen Arbeit wie durch ein Vergrößerungsglas sichtbar machen.

„Der Mensch ist in meinen Arbeiten nicht zu sehen, aber sie finden sehr nah am Menschen statt.“
Die Erfahrbarkeit des Räumlichen als Hülle oder als Dazwischen können wir in der von Jochen Damian Fischer geschaffenen Rauminstallationen selbst ausloten. Der Künstler gibt dem Besuchenden die Möglichkeit sich selbst in beschränkten, zuweilen beengten Räumen zu erfahren. Bewegung, Blick und Akustik verändern sich und die Grenzen der eigenen Hülle werden spürbar. Diese Erfahrung bringt uns näher an unsere eigene Körperlichkeit, die in Zeiten eines anwachsenden virtuellen Lebens schwer zu begreifen scheint.
Eindrücklich zeigt der Bildhauer durch seine Arbeiten wie eng die eigene Wahrnehmung mit der Wahrnehmung des Raums zusammenhängt und macht deutlich, dass der Mensch als Maß die bestimmende Größe sein sollte.

Dr. Caroline Li-­Li Yi


Interview mit Jochen Damian Fischer


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Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Caroline Li-­Li Yi und von der Stiftung Kunstfonds im Rahmen des Projektes NEUSTART KULTUR gefördert.

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